Individualpromotion
In den Geistes- und Sozialwissenschaften in Deutschland dominiert nach wie vor die Individualpromotion. D.h. Sie kontaktieren individuell eine betreuungsberechtigte Person und fragen an, ob diese interessiert ist, Ihr Promotionsprojekt zu betreuen.
Merkmale der Individualpromotion:
- Der Antrag auf Annahme als Doktorand*in kann zu jedem Zeitpunkt gestellt werden. Es gibt keine speziellen Bewerbungsfristen.
- I.d.R. sind keine formellen Auswahlverfahren vorgesehen. Der Fachbereich, die Fakultät bzw. Hochschule prüfen lediglich, ob die allgemeinen formalen Voraussetzungen für die Annahme als Doktorand*in erfüllt sind.
- Sie müssen selbst eine geeignete Betreuungsperson suchen und eigene Vorstellungen zu einem möglichen Promotionsthema mitbringen. Das Promotionsthema legen Sie dann mit der Betreuungsperson fest.
- Die Annahme als Doktorand*in ist nicht mit einer Finanzierung Sie müssen selbst mit Ihrer Betreuungsperson überlegen, welche Finanzierung für Sie in Frage kommt. Die Einwerbung einer Promotionsfinanzierung kann sich evtl. über einen längeren Zeitraum hinziehen.
- Die Promotion kann auch nebenberuflich verfolgt werden.
- Die Promotionsleistung besteht i.d.R. aus der Dissertation (monographisch oder kumulativ) und einer mündlichen Prüfung. Zusätzliche Workshops, Kurse etc. sind meist freiwillig.
- Die Rahmenbedingungen der Betreuung werden individuell festgelegt.
Strukturierte Promotion
Die strukturierte Promotion gewinnt auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften immer mehr an Bedeutung. „Strukturierte Promotion“ bedeutet ein Promotionsprogramm mit wesentlich mehr Vorgaben, mehr Zusatzangeboten und oft auch einer intensiveren Betreuung. Es gibt unterschiedliche Formen der strukturierten Promotion, häufig liegen aber die folgenden Merkmale vor:
- Bewerbung zu festgelegten Zeitpunkten (z. B. einmal im Semester, einmal jährlich oder bei zeitlich befristeten Programmen, wie etwa die Graduiertenkollegs, überhaupt nur einmal für das betreffende Programm oder einmal pro Förderperiode, bspw. alle drei oder vier Jahre).
- Begrenzte Mitgliederzahl, häufig hochselektive Auswahlverfahren (Bewerbungsunterlagen, Bewerbungsgespräche…). Das erfolgreiche Absolvieren eines strukturierten Promotionsprogramms kann somit auch als Auszeichnung verstanden werden und sich positiv auf die weiteren Karrierechancen auswirken.
- Die gleichzeitig aufgenommenen Promovierenden lernen und arbeiten in einer Kohorte. Insofern ist eine intensivere Unterstützung und Einbindung in den Universitätsbetrieb sowie eine bessere Vernetzung gegeben - die Gefahr der Isolation ist geringer.
- Spezielle Workshops und Veranstaltungen für die Teilnehmenden, oft auch verpflichtend. Hierdurch werden eine sehr gute methodische Ausbildung und der Erwerb von (u. a. berufsrelevanten) Zusatzkompetenzen gefördert. Allerdings ist damit ein erhöhter Zeitaufwand verbunden. Manchmal gibt es sogar eigene Promotionsordnungen für das Programm.
- Intensive Betreuung, z. B. gesonderte Betreuungsvereinbarungen, eine Betreuung im Team, eine zusätzliche Begleitung durch Postdocs oder regelmäßige Berichtspflichten.
- Begrenzte Promotionsdauer (unterschiedlich je nach Art der Finanzierung). Das bedeutet einen höheren Zeitdruck für die Promovierenden (und ihre Betreuenden). Außerdem werden oft nur solche Promovierenden in das Programm aufgenommen, deren Promotionsprojekt bereits genügend ausgereift ist, um innerhalb der vorgesehenen Zeit fertiggestellt zu werden.
- Häufig ist die Promotion durch eine Promotionsstelle oder ein Promotionsstipendium finanziert. In vielen Fällen ist eine „assoziierte Mitgliedschaft“ für Personen möglich, die sich über andere Quellen finanzieren, evtl. sogar an einer anderen Universität promovieren.
- Mehr oder weniger enge thematische Ausrichtung.
- Häufig Kooperationen zwischen verschiedenen Universitäten/Hochschulen/außeruniversitären Forschungseinrichtungen.
Strukturierte Promotionsprogramme an der JGU im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften