Kurzaufenthalt David Philipp Eibeck

Reiseziel: Aquileia (UD), Italien

Reisezeitpunkt: 18. bis 25. August 2024

Der epigraphische Sommerkurs 'Saxa loquuntur', der seit über 10 Jahren von den Universitäten Udine, Graz und Flensburg in Kooperation mit der Società Friulana di Archeologia organisiert wird, stellt wohl europaweit eine der besten Gelegenheiten dar, um die Arbeit mit und Edition von lateinischen Inschriften in Theorie und Praxis kennenzulernen. Insbesondere die praktische Komponente, die z.B. das Entziffern verwitterter Buchstaben auf den Steinen beinhaltet, wird selten derart vertieft unterrichtet. Dieser Kurs besteht jedoch nicht nur aus praktischen Anteilen: Auch Führungen durch archäologische Stätten und Museen waren Teil des Programms, ebenso wie eine abschließende Tagung mit mehreren Vorträgen verschiedener Expert:innen aus Italien, Österreich und Deutschland.

Zugleich kann Aquileia als Paradies für Althistoriker:innen gesehen werden, da weite Teile der antiken Stadt archäologisch erforscht sind, eine sehr große Anzahl an Funden (darunter auch Inschriften) bekannt sind und die Stadt ab dem 2. Jh. v. Chr. bis in das frühe Mittelalter hinein von großer Bedeutung war.

Die Teilnehmer:innen stammten aus allen drei kooperierenden Ländern und bildeten eine ausgewogene Gruppe, die sowohl Anfänger:innen im Bachelorstudium als auch Master- und Promotionsstudierende umfasste. Auf die sehr unterschiedlichen Niveaus in Hinblick auf die Erfahrung mit der epigraphischen Arbeit wurde Rücksicht genommen, da wir meist in kleineren Teams (zwei bis fünf Personen) an einer Inschrift arbeiteten und hierbei erfahrenere Teilnehmende die weniger erfahrenen anleiten und unterstützen durften. Zudem standen die Professor:innen jederzeit für Fragen, Erklärungen und Diskussionen zur Verfügung. Somit ist auch in Hinblick auf die internationale Vernetzung sowohl mit anderen Studierenden oder Doktorand:innen als auch mit Professor:innen dieser Sommerkurs sehr empfehlenswert.

Für mein Dissertationsprojekt war der Kurs sehr hilfreich. Aquileia wurde im Jahr 181 v. Chr. als latinische Kolonie gegründet, um Italien vor den Alpenvölkern zu schützen. Somit fand hier eine starke Vermischung verschiedener Kulturen (mittelitalisch und venetisch) statt, aus welcher gesellschaftliche Spannungen hervorgingen. Die Anzahl an Inschriften aus dieser Zeit (2. Jh. v. Chr.) ist zwar nicht so hoch, wie aus späteren Epochen, dennoch wurden mir diese auf meinen Wunsch hin von den Organisator:innen gezeigt und erklärt, wodurch ich neue Erkenntnisse gewinnen konnte. Insbesondere die Herkunft der von Rom gesendeten Kolonisten, die anhand der auf den frühen Inschriften vorkommenden Namen ermittelt werden kann, stellt einen Aspekt dar, der mir zuvor nicht bekannt war und von großer Bedeutung für mich ist. Der Kontakt mit den Herren Professoren Magnani, Matijevic und Spickermann war auch für den allgemeinen Austausch über mein Dissertationsprojekt sehr hilfreich.

Abschließend kann erwähnt werden, dass dieser Sommerkurs nicht nur aus sechseinhalb Tagen intensiver Arbeit in der Hitze der friaulischen Ebene bestand, sondern am Mittwoch, den 21.08., auch ein paar freie Stunden am Nachmittag Teil des Programms waren, wodurch wir an den nahegelegenen Strand von Grado fahren konnten. Allgemein kann die Atmosphäre als äußerst positiv und kollegial bezeichnet werden, was mitunter der Freundlichkeit der Organisator:innen zu verdanken ist.